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TIMO VOGT timo vogt

Der Fotojournalist bereist seit 2003 regelmäßig die Kaukasusregion auf der Suche nach Geschichten über die Menschen, die in der atemberaubenden Landschaft zwischen Tradition und Moderne leben. Der Kontrast dieser lange sowjetisch geprägten und jetzt westorientierten Region fasziniert. Die haarsträubenden sozialen und wirtschaftlichen Missstände, die gesellschaftlichen Probleme und die bewaffneten Konflikte stehen im Fokus. Mit dem Zusammenbruch des Sowjetreiches spaltete sich der Kaukasus auf. Alte Abneigungen und Vorurteile der zahlreichen Völker untereinander wurden nicht selten geschürt. Letztlich wurde die Zivilbevölkerung einiger Regionen in blutigen Bürgerkriegen zerrieben. Der Nordkaukasus ist bis heute in der Russischen Förderation, andere Regionen im Süden gründeten anerkannte Nationalstaaten. Territorien wie Nagorny-Karabach, Süd-Ossetien und Abchasien existieren zwar defacto, haben aber keinerlei Annerkennung durch die internationale Gemeinschaft.

Doch die Zukunft der akzeptierten südkaukasischen Staaten auf dem westlich-internationalen Parkett hängt maßgeblich mit der Lösung der Konflikte mit den abtrünnigen Regionen zusammen. Russlands Interesse am Einfluß auf die Abtrünnigen aber ist enorm. Die Widerstreitenden treten sich permanent gegenseitig auf die Füsse, um den jeweiligen Gegenspieler auszubremsen. Über zehn Jahre nach den ausgehandelten Waffenstillständen (ein Frieden wurde nie geschlossen) stehen sich die Kontrahenten noch immer unversöhnlich gegenüber. Man hat sich damals nichts geschenkt, warum sollte man es jetzt? So erscheint es dem Beobachter. Es war eine eindrückliche Reise durch Abchasien. Ganze Regionen sind menschenleer und zerstört, während an den früheren sowjetischen Traumstränden russische Investoren das Land unter sich aufteilen. Geschäfte werden auch in der noch immer zerstörten Hauptstadt Suchumi gemacht. Die staatlichen Teeplantagen im Rayon Gali wirtschaften unter wenig zukunftsweisenden Bedingungen. Im Kodorital liefert man sich regelmäßige Schußwechsel mit Georgiern. Abchasien mit seinem üppigen Grün ist ein kleines Paradies, in dem es immer wieder nach Tod riecht. Ein Paradies, das zwischen den Mächten feststeckt wie ein Keil unter einem Autoreifen.

Timo Vogt, geboren 1980, ist Fotoreporter und Journalist. Nach der Schule in die Selbstständigkeit geflüchtet. Die fotografische Dokumentation des Widerstands gegen das Atommülllager Gorleben brachte ihn zur Fotografie. Zunächst fotografierte er im Tagesgeschäft für die großen deutschen Nachrichtenagenturen. Veröffentlicht wurden seine Bilder und Geschichten u.a. in der Frankfurter Allgemeinen, Süddeutschen und Berner Zeitung. Timo Vogt veröffentlicht unter dem Namen randbild und ist Mitglied der Fotoagentur images.de und im Korrespondentennetz n-ost. Als Fotograf reiste er in Rumänien, Tschechien und Moldau. Der Kaukasus bildet jedoch mit Georgien, Armenien und Aserbaidschan seinen Arbeitsschwerpunkt. Timo Vogt reiste im Sommer 2005 nach Abchasien, einer abtrünnigen Kaukasus-Republik am Schwarzen Meer. Während dieser Reise entstand seine dokumentarische Fotoreportage.