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STEFAN TOLZ stefan tolz

Mein Kinodokumentarfilm "Am Rande der Zeit" über Männerwelten im Kaukasus entstand zur Jahrtausendwende als innerer Wunsch, sich mit der Definition des Zeitbegriffs auseinander zu setzen. Dadurch, dass ich mir für diesen Film vier kleine abgeschlossene Welten gesucht habe, in denen unserer westlicher Begriff vom Zeit ist Geld-Prinzip überhaupt keine Rolle spielt, wollte ich in eine Traumwelt entführen, die gleichzeitig voll von Tragik und Wahrhaftigkeit ist. Mir war es vor allem wichtig, mit meinen Protagonisten Identifikationsfiguren zu schaffen, die die Zuschauer wichtige Elemente des Lebens im Kaukasus begreifen lässt und sie persönlich berührt. Denn in allen Geschichten geht es letztlich um die zwischenmenschliche Wärme, nach der wir alle unterwegs sind – unabhängig davon, in welcher Kultur oder Zeit wir zu leben glauben.

Gedanken über Georgien: für mich ist Georgien eine zweite Heimat geworden, eine Heimat des Herzens. Gerade dass ich das Land und seine Sprache in einer sehr schwierigen Zeit kennen gelernt habe, hat sich für mich als besonderes Glück herausgestellt. Unvergesslich geblieben sind mir die unzähligen kleinen Begegnungen und Anekdoten während meiner Reisen durch das Land. Über die Jahre habe ich mich oft gefragt, welches Leben ich eigentlich hier in unserer westlichen Kultur führe, welchem Selbst ich gefolgt bin auf meinem Weg in dieser Welt. Und ich bin mir sicher: mein Weg wird mich auch wieder in das Land im Kaukasus zurückführen. Das Spannende an Georgien ist das Lebensgefühl, das trotz aller tagtäglicher Härte und Unzulänglichkeit eine Wärme verkörpert, die ich so noch nirgendwo sonst angetroffen haben. When you call a place paradise, you can kiss it good-bye lautet eine amerikanische Weisheit. Mit der Öffnung nach Westen hat sich in den letzten 15 Jahren sicher einiges geändert. Georgien ist heute nicht mehr das Land, das ich kennen und lieben gelernt habe. Aber der Reichtum an Erinnerung und das Gefühl der Wärme wird mich mein Leben lang begleiten.

Stefan Tolz, geboren 1966, ist Autor, Regisseur und Produzent. Studium an der Filmhochschule München sowie verschiedene Studienaufenthalte in New York, Peking und Tbilissi. Stefan Tolz spricht fließend Georgisch und gilt als Kenner der Kaukasusregion. 1992 entstand sein Film "Das kaukasische Gastmahl". Im Jahr 2000 führte er Co-Regie bei dem ARD-Zweiteiler "Durch den wilden Kaukasus". 2001 drehte er seinen international ausgezeichneten Kinodokumentarfilm "Am Rande der Zeit".
Zur Zeit lebt und arbitet in Tbilissi.