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ACHIM RIECHERS achim riechers

Der Besuch im einzigartigen Archiv des Photographen Dimitri Jermakov (1846—1916) im georgischen Staatsmuseum in Tbilissi hat bei mir einen überwältigenden und anhaltenden Eindruck hinterlassen. Jermakov hat in über 40 Jahren ständigen Reisens ein für damalige Verhältnisse hoch komplexes fotografisches Oeuvre hinterlassen, mit über 20.000 Kollodium Platten, 15.000 Stereokarten und 25.000 Albumin-Abzügen eingeklebt in mehr als 100 Themenkatalogen. Sämtliche fotografischen Genres finden sich in seinen Arbeiten wieder: Landschaft, Architektur, Porträt, landwirtschaftliche wie frühe industrielle, ethnografische und archäologische Dokumentation, nicht zuletzt Reproduktion von Kunstwerken. Die gesamte Kaukasusregion, im Norden von der Krim bis Dagestan, im Süden von der Türkei über Georgien, Armenien und Aserbaidschan bis in den Iran und entlegendste wie zugleich bedeutendste Orte wie Buchara und Samarkand, sind von ihm in präziser Weise fotografisch katalogisiert. Nicht nur die hohe technische Qualität seiner Arbeit ist beeindruckend, sondern auch sein Blick durch alle gesellschaftlichen Schichten, von seinem Engagement als Hoffotograf des Schah von Persien bis zur umfassenden Dokumentation des alltäglichen Straßenlebens in Tbilissi um die Jahrhundertwende. Beeindruckt von Dimitri Jermakovs historisch-fotografischem Bildatlas entsteht mit den Fotos von der georgischen Hauptstadt im Jahr 2004 ein moderner Bildkontext mit ähnlichen Themenkomplexen wie die des grossen Vorbildes.

Achim Riechers, geboren 1958, ist ein Ost-West-Reisender in Sachen Fotografie. Riechers erforscht die Konstellationen zwischen Menschen und ihren Zeichen, insbesondere die sozialen Interaktionen zwischen Mensch, Architektur, Technik und Wirtschaft. Indem er Motive unter verschiedenen assoziativen und logischen Aspekten vernetzt, reflektiert er die Auswirkungen intensivster Warenwirtschaft in heutigen Lebenswelten. Die Verknüpfungsmuster der Bildtafeln stellen die Frage nach der Abbildung bzw. Konstruktion von Wirklichkeit. Die veränderte Aussage eines Einzelbildes im Dialog mit anderen Fotografien ist sein zentrales Thema. Seit Jahren betreut der in Köln lebende Künstler Austausch-Projekte mit Wolgograd und lehrt an verschiedenen Hochschulen in Russland und Georgien. Auf Grund einer Einladung des Goethe-Instituts Tbilissi reiste Achim Riechers im Frühjahr 2004 nach Georgien. Neben einem Workshop für Fotografie begann Riechers die Verflechtung von Orten und Menschen in der Stadt zu dokumentieren. Es ist eine umfangreiche Fotoserie entstanden, die in Objektrahmen als Band gefasst und in einzelnen oder doppelten Zeilen an die Wand montiert sind. Die Fotografien sind auf längsformatigen Kartons linear angeordnet und zeigen jeweils vier Aufnahmen einer Filmrolle.